Das verlassene Haus im Moor
Eine Kurzgeschichte im Stil der 1960er Jahre
Die Nebel lagen schwer über dem Moor, **** und milchig wie kalte Suppe. Wenn der Wind über das Land strich, bewegten sich die Gräser wie in Trance. Es war eine Gegend, die Geschichten flüsterte — düstere Geschichten, die nur noch von alten Leuten bei Petroleumlicht erzählt wurden. Und mittendrin: das Haus.
Es stand da wie ein Mahnmal vergangener Zeiten, ein zweistöckiger Bau mit bröckelndem Putz und verblichenen Fensterläden. Der Dachfirst war gekrümmt, als würde sich das Gebäude dem Moor ergeben, das es langsam zurückforderte. Auf dem zugewachsenen Vorplatz, unter einem morschen Unterstand, rostete ein alter Unimog. Moos kroch über die Reifen, die Scheiben waren blind vom Regen der Jahre.
Niemand wusste genau, wann das Haus verlassen worden war. Manche sagten, es sei in einer Nacht im Herbst 1961 geschehen. Andere behaupteten, es habe nie einen wirklichen Besitzer gegeben — nur eine Frau.
Frau Gerstenhauer.
Eine stille, hagere Gestalt, die stets einen Mantel trug, auch im Sommer. Man sah sie selten im Dorf. Sie kam nur, wenn sie Mehl oder Petroleum brauchte. Ihre Stimme war leise, brüchig wie altes Papier, und ihre Augen lagen tief in Höhlen, die zu viel gesehen hatten.
Die Kinder hatten Angst vor ihr. Die Alten nickten ihr stumm zu. Und niemand fragte, was sie da draußen allein im Moor trieb.
Eines Tages kam sie nicht mehr.
Es war ein Postbote, der das Schweigen brach. Als er Tage später immer noch niemanden antraf und der Briefkasten überquoll, schlug er beim Bürgermeister vor, jemanden nachzuschauen zu schicken. Zwei Männer fuhren raus — mit einem Traktor, denn die Straße war längst keine mehr.
Sie fanden das Haus still. Keine Antwort auf Klopfen. Die Tür war nicht abgeschlossen.
Drinnen roch es nach Staub, Wachs und etwas anderem — etwas Süßlichem, das einem den Magen umdrehte. Sie fanden Frau Gerstenhauer im Flur, auf einem abgewetzten Perserteppich. Ihre Augen waren offen, der Blick zur Decke gerichtet. Eine Hand lag auf der Brust, die andere ausgestreckt, als hätte sie nach etwas greifen wollen.
Neben ihr: eine zersprungene Petroleumlampe.
Später sagte man, sie sei einfach gestorben. Ein Herzinfarkt, hieß es. Doch einige meinten, man habe Kratzspuren auf dem Boden gesehen, als hätte sie versucht, sich fortzuziehen. Andere sagten, auf dem Teppich sei ein Abdruck gewesen — als hätte jemand neben ihr gekniet.
Das Haus wurde nie verkauft. Niemand wollte es. Der Unimog rostete weiter vor sich hin. Das Moor arbeitete langsam, aber stetig.
Und wenn heute jemand durch das Moor geht — was selten geschieht — und bei Nebel das Haus sieht, erzählen manche, man könne eine Gestalt am Fenster sehen, hager und still. Als warte sie.
Oder beobachte.
Eine Kurzgeschichte im Stil der 1960er Jahre
Die Nebel lagen schwer über dem Moor, **** und milchig wie kalte Suppe. Wenn der Wind über das Land strich, bewegten sich die Gräser wie in Trance. Es war eine Gegend, die Geschichten flüsterte — düstere Geschichten, die nur noch von alten Leuten bei Petroleumlicht erzählt wurden. Und mittendrin: das Haus.
Es stand da wie ein Mahnmal vergangener Zeiten, ein zweistöckiger Bau mit bröckelndem Putz und verblichenen Fensterläden. Der Dachfirst war gekrümmt, als würde sich das Gebäude dem Moor ergeben, das es langsam zurückforderte. Auf dem zugewachsenen Vorplatz, unter einem morschen Unterstand, rostete ein alter Unimog. Moos kroch über die Reifen, die Scheiben waren blind vom Regen der Jahre.
Niemand wusste genau, wann das Haus verlassen worden war. Manche sagten, es sei in einer Nacht im Herbst 1961 geschehen. Andere behaupteten, es habe nie einen wirklichen Besitzer gegeben — nur eine Frau.
Frau Gerstenhauer.
Eine stille, hagere Gestalt, die stets einen Mantel trug, auch im Sommer. Man sah sie selten im Dorf. Sie kam nur, wenn sie Mehl oder Petroleum brauchte. Ihre Stimme war leise, brüchig wie altes Papier, und ihre Augen lagen tief in Höhlen, die zu viel gesehen hatten.
Die Kinder hatten Angst vor ihr. Die Alten nickten ihr stumm zu. Und niemand fragte, was sie da draußen allein im Moor trieb.
Eines Tages kam sie nicht mehr.
Es war ein Postbote, der das Schweigen brach. Als er Tage später immer noch niemanden antraf und der Briefkasten überquoll, schlug er beim Bürgermeister vor, jemanden nachzuschauen zu schicken. Zwei Männer fuhren raus — mit einem Traktor, denn die Straße war längst keine mehr.
Sie fanden das Haus still. Keine Antwort auf Klopfen. Die Tür war nicht abgeschlossen.
Drinnen roch es nach Staub, Wachs und etwas anderem — etwas Süßlichem, das einem den Magen umdrehte. Sie fanden Frau Gerstenhauer im Flur, auf einem abgewetzten Perserteppich. Ihre Augen waren offen, der Blick zur Decke gerichtet. Eine Hand lag auf der Brust, die andere ausgestreckt, als hätte sie nach etwas greifen wollen.
Neben ihr: eine zersprungene Petroleumlampe.
Später sagte man, sie sei einfach gestorben. Ein Herzinfarkt, hieß es. Doch einige meinten, man habe Kratzspuren auf dem Boden gesehen, als hätte sie versucht, sich fortzuziehen. Andere sagten, auf dem Teppich sei ein Abdruck gewesen — als hätte jemand neben ihr gekniet.
Das Haus wurde nie verkauft. Niemand wollte es. Der Unimog rostete weiter vor sich hin. Das Moor arbeitete langsam, aber stetig.
Und wenn heute jemand durch das Moor geht — was selten geschieht — und bei Nebel das Haus sieht, erzählen manche, man könne eine Gestalt am Fenster sehen, hager und still. Als warte sie.
Oder beobachte.
Das verlassene Haus im Moor
Eine Kurzgeschichte im Stil der 1960er Jahre
Die Nebel lagen schwer über dem Moor, dick und milchig wie kalte Suppe. Wenn der Wind über das Land strich, bewegten sich die Gräser wie in Trance. Es war eine Gegend, die Geschichten flüsterte — düstere Geschichten, die nur noch von alten Leuten bei Petroleumlicht erzählt wurden. Und mittendrin: das Haus.
Es stand da wie ein Mahnmal vergangener Zeiten, ein zweistöckiger Bau mit bröckelndem Putz und verblichenen Fensterläden. Der Dachfirst war gekrümmt, als würde sich das Gebäude dem Moor ergeben, das es langsam zurückforderte. Auf dem zugewachsenen Vorplatz, unter einem morschen Unterstand, rostete ein alter Unimog. Moos kroch über die Reifen, die Scheiben waren blind vom Regen der Jahre.
Niemand wusste genau, wann das Haus verlassen worden war. Manche sagten, es sei in einer Nacht im Herbst 1961 geschehen. Andere behaupteten, es habe nie einen wirklichen Besitzer gegeben — nur eine Frau.
Frau Gerstenhauer.
Eine stille, hagere Gestalt, die stets einen Mantel trug, auch im Sommer. Man sah sie selten im Dorf. Sie kam nur, wenn sie Mehl oder Petroleum brauchte. Ihre Stimme war leise, brüchig wie altes Papier, und ihre Augen lagen tief in Höhlen, die zu viel gesehen hatten.
Die Kinder hatten Angst vor ihr. Die Alten nickten ihr stumm zu. Und niemand fragte, was sie da draußen allein im Moor trieb.
Eines Tages kam sie nicht mehr.
Es war ein Postbote, der das Schweigen brach. Als er Tage später immer noch niemanden antraf und der Briefkasten überquoll, schlug er beim Bürgermeister vor, jemanden nachzuschauen zu schicken. Zwei Männer fuhren raus — mit einem Traktor, denn die Straße war längst keine mehr.
Sie fanden das Haus still. Keine Antwort auf Klopfen. Die Tür war nicht abgeschlossen.
Drinnen roch es nach Staub, Wachs und etwas anderem — etwas Süßlichem, das einem den Magen umdrehte. Sie fanden Frau Gerstenhauer im Flur, auf einem abgewetzten Perserteppich. Ihre Augen waren offen, der Blick zur Decke gerichtet. Eine Hand lag auf der Brust, die andere ausgestreckt, als hätte sie nach etwas greifen wollen.
Neben ihr: eine zersprungene Petroleumlampe.
Später sagte man, sie sei einfach gestorben. Ein Herzinfarkt, hieß es. Doch einige meinten, man habe Kratzspuren auf dem Boden gesehen, als hätte sie versucht, sich fortzuziehen. Andere sagten, auf dem Teppich sei ein Abdruck gewesen — als hätte jemand neben ihr gekniet.
Das Haus wurde nie verkauft. Niemand wollte es. Der Unimog rostete weiter vor sich hin. Das Moor arbeitete langsam, aber stetig.
Und wenn heute jemand durch das Moor geht — was selten geschieht — und bei Nebel das Haus sieht, erzählen manche, man könne eine Gestalt am Fenster sehen, hager und still. Als warte sie.
Oder beobachte.
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